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Kann man einem Menschen eine größere Wertschätzung entgegen bringen, als ihn so zu zeigen, wie er ist, ihn zu akzeptieren - mit seinen guten und seinen schlechten Seiten -, ohne ihn zu beurteilen oder zu verurteilen? Frank Tichy ist in seiner Biographie über den Schriftsteller Franz Innerhofer (1944-2002) die Gratwanderung des Verstehen-Wollens geglückt, ohne in Sentimentalität oder aber in Besserwisserei auszuarten. In dem gut recherchierten Buch zeichnet Tichy anhand von Interviews, Zeitungsartikeln, eigenen und fremden Erinnerungsfragmenten etc. das Leben des Franz Innerhofer nach: die schwere Kindheit auf dem Pinzgauer Bauernhof, Lehre, Abendmatura, den plötzlichen Schriftstellererfolg, die allmähliche Ernüchterung und Desillusionierung, die Suche nach Heimat - sei es in Orvieto, sei es in Graz - , schließlich die dramatische Alkoholabhängigkeit und den Selbstmord. Das spannend geschriebene Buch nimmt verschiedene Umwege, um dem Phänomen Innerhofer nahe zu kommen. Es scheut weder kleinliche noch peinliche Vorkommnisse und wirkt doch niemals indiskret. Es bringt den Menschen Innerhofer in all seiner Tragik und seiner Schwermut, aber auch in seiner Naivität und Offenheit nahe. Es diskutiert ebenso die literargeschichtliche Bedeutung von Innerhofers grandioser Trilogie aus den 70er Jahren "Schöne Tage", "Schattseite" und "Die großen Wörter", die wohl bleiben wird. Bilder und Fotos ergänzen die Biographie, eine Zeittafel fasst die wesentlichen Ereignisse zusammen. Ein unverzichtbares Buch für die Innerhofer-Lesergemeinde und ein Vorbild für jede Biographie! *LitFo* Alice Bolterauer |
